Erinnerungen von Gründungsmitgliedern und Grußworte zum 25-jährigen Bestehen des Fürther Bündnisses gegen Rechtsextremismus und Rassismus
Manfred Lehner
25 Jahre – eine lange Zeit
vor 25 Jahren versuchte die NPD den 1. Maifeiertag in Fürth für sich und ihre asozialen Parolen zu kapern. Tausende Fürther und Fürtherinnen stellten sich ihnen erfolgreich entgegen. Ein Verbotsverfahren gegen die NPD wurde damals vom Bundesverfassungsgericht abgelehnt- Die NPD sei zu bedeutungslos und zu klein.
Heute, 25 Jahre später, wird die AfD vom Bundesamt für Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft und steht bei Bundestagswahlen an zweit stärkster Stelle.
In diesen 25 Jahren erschütterten unser Land zahlreiche rechtsterroristische Anschläge und Morde. So sehr sich die Zivilgesellschaft auch dagegen stellte, die AfD nutzt diesen Terror schamlos für ihre Propaganda und hat Erfolg damit.
Das Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus stellt sich seit 25 Jahren diesem Rechtsextremismus gemeinsam entschieden entgegen.
Der Vorsitzende der Fürther Israelitischen Kultusgemeinde, Haim Rubinsztein, sagte bei seiner Rede am 9. November 2002 bei unserer gemeinsamen Gedenkveranstaltung:
„Ein wahrer und kluger Satz sagt: Wehret den Anfängen. Aber was ist, wenn wir diese Anfänge verpassen? Werden wir uns auch irgend einmal sagen müssen: Ich weiß gar nicht, wie es dazu gekommen ist. Ich weiß gar nicht, wie es so weit hat kommen können. Wir dürfen die Anfänge nicht verpassen! Wenn wir die Anfänge verpassen, laufen wir Gefahr, dass wir irgendwann auf diesen Plakaten anstatt „Nie wieder!“ „Schon wieder!“ schreiben müssen.“
„Nie wieder!“ In diesem Schwur gipfelten die Lehren aus der Zeit der Nazi-Barbarei in Deutschland und dem unendlichen Leiden durch den Krieg, der von Deutschland ausging.
Das Grundgesetz unseres Landes wird daher folgerichtig eingeleitet mit dem Artikel 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt!“
Dies ist der ins Positive gewendete Auftrag unseres Fürther Bündnisses gegen Rechtsextremismus und Rassismus.
Ich wünsche dem Bündnis viel Kraft, Ideenreichtum und Ausdauer für eure weitere so wichtige Arbeit.
Anny Heike und Thomas Händel
„Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“, warnte Bertolt Brecht in seinem „Arturo Ui“ vor faschistischen Nachfolgern. Sie sind wieder da und agieren immer dreister.
Vor 25 Jahren trommelten die Faschisten zur Großdemonstration am 1. Mai. Der demokratische Widerstand war größer. Ein breites Bündnis formierte sich dagegen und konnte den Durchmarsch stoppen. Das war das Gründungsmomentum des Fürther Bündnisses gegen rechts – und ist es heute so nötig wie nie.
Eine rechtsextreme Gewaltwelle schwappt durch unser Land und wird selbst vom ZDF nicht mehr geleugnet.
Die verbindende Klammer aller faschistischen Ideologien ist die hemmungslose Durchsetzung des Rechtes des Stärkeren mit allen Mitteln. Doch neofaschistische Ideen werden von breiten sozialen Schichten aufgenommen, die selbst bis in das Proletariat hineinreichen. Es sind diejenigen, die sich als Verlieren einer Globalisierung sehen und Angst davor haben, bald zu diesen Verlierern zu gehören. Dazu zählen auch die Mittelschichten, die sich sozial und wirtschaftlich zunehmend unter Druck gesetzt fühlen.
Dagegen hilft nur eine grundsätzlich andere Wirtschafts- und Sozialpolitik, die allerdings von der neuen Bundesregierung kaum zu erwarten sein dürfte.
Was tun? Verbieten? Wir meinen: Nein! Nicht nur weil die Erfolgsaussichten außerordentlich trügerisch sind. Zudem eine Neugründung relativ einfach zu bewerkstelligen wäre. Gewonnen wäre wenig. Eine Streichung der staatlichen Parteienfinanzierung wäre nach unserer Überzeugung effektiver.
Dabei tut mehr Aufklärung not! Widerstand gegen den „alltäglichen Faschismus“ (Reinhard Lettau) noch mehr. Er beginnt an der Supermarktkasse, wenn die türkische Kassiererin abfällig beschimpft wird und endet nicht, wenn schwarze Fußballspieler mit Affenrufen bedacht und mit Bananen beworfen werden, vom alltäglichen Rassistenwitz an „Teuschen“ Stammtischen ganz zu schweigen.
Zivilcourage ist gefragt, ganz nach dem Motto von Kurt Tucholsky. „Nichts ist schwieriger und nichts erfordert mehr Charakter als sich in offenem Wodersüruich zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen NEIN.“
Dr. Thomas Jung, Oberbürgermeister der Stadt Fürth
Dem Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus ist es zu verdanken, dass wir jedes Jahr ein würdiges Gedenken an die ermordeten Fürther, Ernst Goldmann und Rudolf Benario, würdig begehen können und dass ihr Gedenkort so eindrucksvoll ausgestaltet werden konnte. Dies ist eine Besonderheit, wie sie nur in Fürth gegeben ist und jährlich auch begangen wird.
Dekan Jörg Sichelstiel
Das Bündnis ist für Fürth ein Glücksfall! Eine laute und deutliche Stimme, die das Kunststück lebt, einerseits klar Position zu beziehen, andererseits aber auch Bündnis zu bleiben, d.h. Unterschiedlichkeiten zu respektieren. Und dem es vor allem gelingt, immer wieder super engagierte Menschen zu finden, die die ganze Arbeit machen. Das bewundere ich sehr.
Fürther Friedensforum
Für uns ist der Kampf gegen rechts und der Kampf gegen Krieg miteinander verbunden, aus Faschismus entsteht Krieg, aus Krieg Faschismus, deshalb gilt für uns der Schwur von Buchenwald: Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus. – In diesem Sinne kämpfen wir Seite an Seite.
Eva Maria Brütting Seebrücke
Das BgR ist sehr wichtig in Fürth, weil es immer und sofort reagiert (hat), wenn Gefahr von rechts auf der Straße war. Oder wenn Nazis in den Stadtrat einziehen wollten. Es hat vor langer Zeit geholfen, auch mich stärker zu politisieren. Danke dafür! Und als es mal ein Abschiebelager in Fürth gab, damals am Hafen, wo jetzt die Container der ukrainischen Geflüchteten stehen, bin ich mit Anja zusammen hingefahren und wir haben versucht, die „Bewohner“ oder besser „Insassen“ mit selbst gebackenem Kuchen zu beglücken …