„NIEMAND WAR ZURECHT IM KZ“

Einladung zum Nachkommentreffen von NS-Opfern, die im KZ den schwarzen oder grünen Winkel tragen mussten
Mit Vortrag von Siegried Imholz und Museumsführung
Sonntag, 20. November 2022, 09:30 – 15:30
Jüdisches Museum Franken in Fürth, Königstraße 89, 90762 Fürth

„Schutzhaft“, „Arbeitsscheu“, „Asozial“, „Berufsverbrecher“… diese stigmatisierenden Bezeichnungen sind oft die ersten Worte, die Nachkommen berichten von NS-Opfern, welche im KZ den schwarzen oder grünen Stoffwinkel an ihrer Häftlingskleidung tragen mussten. Dabei waren diese Menschen viel mehr und oft ganz anders als diese diskriminierenden Stempel weis machen sollten. Die Veranstaltung am 20.11.22 ist eine Einladung an die Nachkommen, mehr zu erfahren und gerne auch ihre Familiengeschichten zu teilen, denn diese unerzählten, unaufgeschriebenen Geschichten sind wertvoller als sie selbst vielleicht beim ersten Lesen dieser Einladung noch glauben.

Erst am 13. Februar 2020 wurde nach 75 Jahren die Gruppe der von den Nazis sogenannten „Asozialen“ und „Berufsverbrecher“ als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt.Wer im Nationalsozialismus von der gesellschaftlichen Norm abwich, wurde kriminalisiert, verfolgt und deportiert. Anlässlich dieser längst fälligen Anerkennung lädt das Fürther „Bündnis gegen Rechts“ zu einem ersten Treffen von Nachkommen ein, um auch in den Familien an Stelle des Verschweigens eine lebendige Erinnerungskultur treten zu lassen.

Die Gruppe der sogenannten „Asozialen“ und „Berufsverbrecher“ galten im Nationalsozialismus als „Ballastexistenzen“, die durch Arbeit vernichtet werden sollten. Beispielsweise Obdachlose, Bettler, Prosituierte, Frauen, die abgetrieben hatten und Alkoholkranke rutschten in diese Kategorien. Nach der Befreiung 1945 wurden jene Menschen nicht als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt. Über 60 Jahre herrschte weitgehend Schweigen der vermutlich über 70 000 Betroffenen, und zwar aus Scham wegen der noch lange anhaltenden Diskriminierung. Schweigen war auch in den Familien und bei den Verfolgtenverbänden. Sehr lange schwieg auch die Wissenschaft und ebenso die erinnerungspolitische Kulturelite. Erst 2018 beschäftigte sich der Deutsche Bundestag auf Grund eines Appells (siehe: change.org/vergessene-opfer) mit dem Thema und beschloss am 13.02.2020 einstimmig die Anerkennung als NS-Opfer. Seitdem meldeten sich bei den Initiator*innen nach und nach Menschen, in deren Familien das Bedürfnis nach Aufarbeitung des im Familiengedächtnis Verdrängten entstanden ist. Mehrere aktive Nachkommen leben in Stadt u. Landkreis Fürth. Insbesondere aus dem Gänsberch-Viertel gab es viele Betroffene. Die Gedenkstätte Dachau hat 68 Fürther Häftlinge mit diesen Winkeln verzeichnet. Wir laden ihre Kinder, Enkel, Urenkel, (Ur/Groß) Neffen und Nichten ein und alle, die an sie erinnern wollen und damit vielleicht den Grundstein legen wollen, das zu tun, was sie selbst nicht haben tun können: sich organisieren und für sie ein würdiges Erinnern erreichen.

Die Veranstaltung steht allen interessierten Nachkommen und ihren Familien offen und ist insbesondere für die noch nicht so umfassend Informierten eine Einladung mehr zu erfahren und Fragen zu stellen, von denen sie jetzt vermutlich noch nicht mal ahnen, wie wichtig die Antworten für sie selbst sein könnten.

Weitere Interessierte können ebenfalls sehr gerne teilnehmen, insbesondere bis zum Mittag.

Siegfried Imholz wird umfassend in das Thema einführen und Biografienvon Verfolgten dieser Opfergruppen – auch aus Fürth – vorstellen.

Programm:

Sonntag, 20. November 2022, 09:30 – 15:30 Uhr
Jüdisches Museum Franken in Fürth, Königstraße 89, 90762 Fürth

Ab 09:00 Uhr Ankommen und Anmeldung

09:30 Uhr Führung durchs Museum (JüdischesMuseum Franken (juedisches-museum.org))

10:30 Uhr Begrüßung durch das Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus

10:45 Uhr Vorstellungsrunde

11:30 Uhr Vortrag von Siegfried Imholz

13:00 Uhr Gemeinsam Mittagessen (selbst zu bezahlen)

14:00 Uhr Erzählrunde Familiengeschichten, gemeinsam Kuchen essen

Ausblick Verbandsgründung am 21/22.01. in Nürnberg

Bis 15:30 Abschied

Anmeldung erforderlich: info@buendnis-fuerth.de
Für Auswärtige können in begrenztem Rahmen auch Fahrtkosten und Übernachtungskosten gezahlt werden. Bitte setzen Sie sich bei Bedarf dazu mit uns in Verbindung.

Veranstalter:
Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus
Luisenstraße 2, 90762 Fürth – Spendenkonto: bfg-bündnis g.R. IBAN: DE 4776 0695 5902 0101 4684