So war das Erzählcafé: Fluchtgeschichten am 22.12.

Mit dem Titel „Erzählcafe-Fluchtgeschichten“ lud das Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus, gemeinsam mit der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Michael und Dekan Jörg Sichelstiel zu einer bewegenden und beeindruckenden Abendveranstaltung am 22.12. um 20 Uhr in die Grüne Scheune ein. Die sorgfältig von den Künstlern des Stadttheaters ausgewählten Texte mit Fluchtgeschichten aus dem alternativen Menschenrechtsbericht, von persönlich bekannten Flüchtlingen, poetischen Texten auch von jungen Flüchtlingen, trugen Thomas Stang (künstlerischer Leiter von KULT-Theater für junges Publikum, Johannes Beissel (Theaterpädagoge am Stadttheater Fürth) und Boris Keil (Schauspieler am Stadtheater) eindringlich vor.

Zwischen den Texten beeindruckten zwei junge geflüchtete Musiker: Bizhan aus dem Iran und Mohamad Badabi aus Syrien mit Gitarrenspiel und Gesang, zum Teil mit eigenen Texten, zum Teil mit bekannten Popsongs.Durch die Geschichten und Gedichte, wurde deutlich welche Auswirkungen die unmenschliche Migrations- und Flüchtlingspolitik Deutschlands und der EU für die davon betroffenen Menschen hat. So wurde die Geschichte eines jungen pakistanischen Flüchtlings erzählt, der vor Angst und Schrecken in seinem Heimatdorf floh. Es wurden dort systematisch Kinder entführt um Lösegeld zu erpressen, wer nicht zahlte, dessen Kind wurde tot oft mit Mißbrauchsspuren und entnommenen Organen aufgefunden. Auch ein kleiner Junge aus Arshads Familie wurde auf diese Art ermordet. Die Familie hatte große Angst… So machte sich Arshad auf den Weg. Auch nach einem schwierigen Fluchtweg, auf dem er Folter erdulden mußte, kommt der mittlerweile 18 jährige nicht zur Ruhe. Sein Asylantrag wurde abgelehnt. Das BAMF empfiehlt ihn , sich das allgemeine Staatsversagen in Pakistan zunutze zu machen und in einer Großstadt abzutauchen.

Bewusst und deutlich wurde an diesem Abend ein Kontrapunkt zur Hetze gegen Menschen anderen Glaubens und anderer Hautfarbe gesetzt.

Die Gäste im gut gefüllten Saal des Gemeindehauses St. Michael waren am Ende des Abends einerseits beeindruckt, andererseits aber auch darin bestätigt, wie notwendig und wichtig weiterhin politisches Engagement gegen Hetze und Ausgrenzung ist. Bereichert durch den gemeinsamen Abend mit Geflüchteten und auf unterschiedliche Art und Weise engagierten Menschen, ging man mit dem bestärkenden Gefühl auseinander: Wir werden auch im nächsten Jahr nicht müde und weiter gegen Rechtspopulisten auf die Straße gehen, wir werden uns weiter für die Rechte der Flüchtlinge engagieren und gegen ungerechtfertige Entscheidungen des BAMF, sowie gegen eine Abschottungspolitik der EU, die ein Zitat aus der Veranstaltung „in spätestens 50 Jahren, als Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ gegeißelt werden wird, politisch aktiv sein.